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Bürgerrechtler

Seit den 80er Jahren formierten sich in der DDR Gruppen von Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern. Sie wurden als Bürgerrechtler/innen bezeichnet, weil sie sich in der DDR für die Durchsetzung der Menschen- und Bürgerrechte einsetzten, z.B. der Meinungsfreiheit, der Reisefreiheit und anderer allgemeiner Rechte.
Am Anfang wurden vor allem die Themen Ökologie und Demokratisierung diskutiert. 1986 entstand als erste kontinuierlich arbeitende Gruppe die " Initiative Frieden und Menschenrechte" in Ost-Berlin. Sie arbeitete zusammen mit den christlichen Friedenskreisen und zum Teil auch mit der Berliner Umweltbibliothek. Aber auch außerhalb von Berlin, z.B. im Leipziger Kreis um den Pfarrer Wonneberger, formierten sich oppositionelle Bewegungen.

Durch ihre öffentlichen Aktivitäten und Untergrundpublikationen, wie die Umweltblätter, gerieten die Gruppen unter den Druck der Staatssicherheit. Auf Verhaftungswellen im Jahr 1988 und 1989 reagierte die DDR-Bevölkerung mit Protestaktionen, Mahnwachen und Führbittgottesdiensten in mehr als 25 Städten. Diese Soldaritätskampagnen bereiteten den Boden für die Gründung der Bürgerbewegungen und Parteien im Herbst 1989. Als die vier wichtigsten neuen Gruppierungen gründeten sich das Neue Forum am 9. September 1989, die "Bürgerbewegung Demokratie Jetzt" am 12.9.1989, die Initiativgruppe zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei ( SDP) am 7.10.1989, der Demokratischer Aufbruch am 1.10.1989. Im Mittelpunkt ihrer Programme standen die Forderungen nach Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Demokratie für die DDR.
Die politischen Entscheidungen der Übergangszeit am Runden Tisch wurden von den Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern entscheidend mitgestaltet. Im politischen Vereinigungsprozess konnten die Gruppen allerdings zunehmend weniger Einfluss nehmen: Sie hatten sich erst nach der Maueröffnung mit der Deutschen Frage auseinandergesetzt und die Dynamik der Vereinigung - wie die meisten Zeitgenossen - unterschätzt.

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