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Inoffizieller Mitarbeiter (IM)

Seinem Selbstverständnis nach hatte das Ministerium für Staatssicherheit die Aufgabe, die DDR auf der Basis der SED-Beschlüsse gegen "Angriffe" auf politischem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und militärischem Gebiet zu schützen. Um Informationen über "feindliche" Ereignisse und Personen zusammenzutragen, bediente sich das Ministerium der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM). Ziel der Staatssicherheit war seit den 50er Jahren die flächendeckende Überwachung der DDR, wie Minister Wollweber 1954 äußerte: "Wenn wir gute [IM] haben, müssen wir das Gras wachsen hören. Wir müssen überhaupt alles wissen." Es gab drei Schwerpunkte der IM-Arbeit: 1. Die IM 'zur Sicherung bestimmter Bereiche' sammelten in ihrem beruflichen oder gesellschaftlichen Umfeld Informationen über bestimmte Vorgänge oder Personen. 2. Die IM 'zur aktiven Feindbekämpfung', meistens Agenten, ermittelten gegen verdächtige Personen, "Feinde" und trugen zu ihrer Ausschaltung bei. Die IM 'für logistische Aufgaben' stellten ihre Wohnungen oder Telefone für konspirative Kommunikation zur Verfügung. Die Bezeichnungen für IM wechselten mehrfach und wurden kategorisiert. So gab es von 1950-1967 den Geheimen Informator (GI) und den Geheimen Hauptinformator (GHI, von 1953 an). Am Ende der DDR gab es den IM zur politisch-operativen Durchdringung und Sicherung des Verantwortungsbereiches (IMS), den Gesellschaftlichen Mitarbeiter für Sicherheit (GMS), den IM im besonderen Einsatz (IME) und den Führungs-IM (FIM). Die IM mussten ihrem Führungsoffizier regelmäßig berichten.

Dieser konnte die Verbindung zum IM wegen Erfolglosigkeit, Unehrlichkeit, Dekonspiration (der IM hatte sich einem Dritten offenbart) oder bei verweigerter "Zusammenarbeit" des IM beenden. Auch der IM konnte die Verbindung z.B. durch Dekonspiration abbrechen. Eine Verweigerung oder ein Abbruch der Zusammenarbeit blieben in der Regel ohne Folge.
1989 verfügte das Ministerium für Staatssicherheit über ca. 174.200 aktive IM. Die Wendezeit war geprägt durch spektakuläre IM-Fälle, wie der des Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruch, Wolfgang Schnur, oder des Vorsitzenden der SDP/ SPD-Ost, Ibrahim Böhme bzw. des CDU-Generalsekretärs Martin Kirchner, aber auch durch Verdächtigungen, die z.B. Lothar de Maizière (CDU-Ost) oder Gregor Gysi (PDS) betrafen. In den letzten 10 Jahren wurden eine ganze Reihe IM enttarnt, die in unmittelbarer Nähe von Bürgerrechtlern während der Wende aktiv waren, so z.B. im Umfeld des Neuen Forum.

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