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Grüne Partei der DDR

05.11.1989 Gründungsaufruf:
Die Initiativgruppe bezeichnet die Grüne Partei als ökologisch, feministisch und gewaltfrei. Ihre Ziele sind der ökologische Umbau des Landes, die radikale Absage an Umwelt zerstörendes, Rohstoff vergeudendes Wachstum und den stalinistischen Umgang mit Menschen, Wirtschaft und Umwelt, die Sicherung des Friedens und die uneingeschränkte Gleichberechtigung aller Frauen und Männer.

24.11.1989 Konstituierung auf dem 6. Berliner Ökologieseminar

Vom 09.02. - 11.02.1990 Gründungsparteitag der Grünen Partei der DDR in Halle/S.:
In der Präambel des "Hallenser Programms" heißt es: "Die Grüne Partei setzt sich dafür ein, die gegenwärtige verhängnisvolle technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung umzukehren sowie uns und den kommenden Generationen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Unser Ziel ist eine Politik weitsichtiger ökologischer und sozialer Verantwortung. Sie orientiert sich nicht am materiellen Wohlstand eines kleinen Teils der Erdbevölkerung, sondern an der Lösung drängender globaler Probleme."

18.03.1990: Bei den Volkskammerwahlen erreichen das Wahlbündnis aus Grüner Partei und Unabhängigem Frauenverband 2,0%, das Bündnis 90 aus Demokratie Jetzt, Neues Forum und Initiative für Frieden und Menschenrechte 2,9%.

23.03.1990: Grüne Partei und Unabhängiger Frauenverband liegen wegen der Verteilung der ihnen zustehenden acht Mandate im Streit. Der UFV zieht sich aus dem Wahlbündnis zurück und erhält keinen Sitz in der Volkskammer. Die acht Abgeordneten der Grünen Partei sind Ernst Dörfler, Christine Grabe, Peter Hildebrandt, Matthias Platzeck, Bernd Reichelt, Uwe Täschner, Vera Wollenberger, Jürgen Mäder.

05.04.1990: Die Volkskammer tritt zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Bündnis 90 und Grüne bilden eine gemeinsame Fraktion.

05.08.1990: Die Grünen/Bündnis 90 und Die Grünen (BRD) einigen sich auf eine gemeinsame Wahlplattform in Ost-Berlin. Alle DDR-Gruppen sollen einen sicheren Listenplatz bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen erhalten.

07.09.-09.09 1990: Auf dem 2. Parteitag der Grünen Partei in Magdeburg erfolgt deren Umbenennung in "Die Grünen". Außerdem wird der Beschluss gefasst, am 03.12.1990 einen gemeinsamen Bundesverband mit den Grünen/West zu bilden. Die Grünen aus Sachsen votieren dagegen. Sie bevorzugen ein Zusammengehen mit den Bürgerbewegungen. Als Mitglieder des künftigen Bundesvorstandes der Grünen wurden Christine Weiske und Friedrich Heilmann gewählt.

02.12.1990: Die ersten gesamtdeutschen Wahlen finden in zwei getrennten Wahlgebieten statt, in denen jeweils die 5-Prozent-Klausel Anwendung findet. Im Osten kandidiert das Wahlbündnis "Die Grünen/Bündnis 90 - Bürgerinnenbewegung": Neues Forum, Demokratie Jetzt, Initiative für Frieden und Menschenrechte, die Grünen-Ost, Unabhängiger Frauenverband und Einzelkandidaten der Vereinigten Linken auf offenen Listenplätzen. Ergebnis: 6,1 Prozent der Erststimmen und 6,05 Prozent der Zweitstimmen.

3.12.1990: Die Grünen-Ost und die Grünen-West bilden einen gemeinsamen Bundesverband.


Die Partei wurde am 25. November 1989 gegründet. Sie war eine Partei, die eine lange Vorgeschichte hatte. Schon im Jahr 1984 war überlegt worden einen ostdeutschen Ableger der westdeutschen Grünen zu gründen. Der Plan, seine Erfinderin war Petra Kelly, scheiterte jedoch an vielen Widerständen in der DDR und der Bundesrepublik. Die gesellschaftliche Situation war jedoch günstig gewesen: auch in der DDR war als Folge des ökologischen Desasters eine staatskritische und –unabhängige Umweltbewegung entstanden. Luftverschmutzung und Trinkwasserprobleme beschäftigten auch Menschen im nicht-regimekritischen Milieu der SED-Diktatur. Die DDR-Umweltbewegung spaltete sich 1988. Auf der einen Seite stand der basisdemokratisch-anarchistische Flügel um die "Umwelt-Bibliothek“ in Berlin, auf der anderen Seite der Flügel, der eher institutionalisierte Formen politischer Betätigung anstrebte: das grün-ökologische Netzwerk "Arche“. Aus diesem zuletzt genannten Flügel der Umweltbewegung der DDR ging die "Grüne Partei“ der DDR hauptsächlich hervor. Schon im April 1989, im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Kommunalwahlen vom Mai 1989, hatte das Netzwerk beschlossen, eine eigenen "Grüne Liste“ in Konkurrenz zur Einheitsliste der SED aufzustellen. Im Sommer 1989 begann man mit Vorarbeiten. Die "Grüne Liste“ war noch keine formale Parteigründung. Eine Partei gründete man erst, als der Versuch gescheitert war die Liste in das "Neue Forum“ einzubringen. Der von Carlo Jordan vorangetrieben Versuch scheiterte am Widerstand innerhalb des Netzwerkes. In der ersten Woche des Novembers formierte sich dann die "Grüne Partei“. Sie erreichte bei den Volkskammerwahlen am 18. März 1990 (in Listenverbindung mit dem Unabhängigen Frauenverband) aber nur 1,97 Prozent der Stimmen. Das ergab 8 Mandate. Im letzten (und gleichzeitig ersten frei gewählten) Parlament der DDR bildete sie gemeinsam mit den im "Bündnis 90“ zusammengeschlossenen Gruppen die Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen“.

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