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Währungsunion

Im Januar 1990 zeigte sich, daß Staat und Wirtschaft der DDR sich immer stärker auflösten. Jede Woche verließen etwa 15 000 Menschen das Land. Die Währungsunion als "Signal zum Bleiben" (Ingrid Matthäus-Meier, SPD, in "Die Zeit" vom 17.1.1990) wurde auf westlicher Seite diskutiert und auch zur Forderung der Mehrheit der DDR-Bürger: "Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr". Eine Minderheit, Teile der Bürgerbewegung und der Ost-SPD, waren gegen eine schnelle Währungsunion, weil sie die Möglichkeit einer reformierten DDR-Gesellschaft offen halten wollten. Am 18.Mai 1990 wurde der Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion (Staatsvertrag) unterzeichnet und am 21.Juni 1990 von Bundestag und Volkskammer mit großer Mehrheit bestätigt: Die Geldbestände wurden 2:1, ein Teil nach altersbestimmten Kopfquoten 1:1 umgetauscht (bis zu 6000 DM pro Privatperson). Für laufende Zahlungen galt ebenfalls 1:1. Alle Schulden, auch von Betrieben und Gemeinden wurden 2:1 umgestellt. Mit der Währung wurden die Marktwirtschaft und die westdeutsche Sozialordnung in der DDR eingeführt. Am 1.Juli 1990 erhielten Bürgerinnen und Bürger, öffentliche Verwaltungen und Unternehmen der DDR über 180 Mrd. DM ausgezahlt. Der größte Bargeldumtausch in der Wirtschaftsgeschichte.
Die Folgen waren gravierend: Viele Verbraucher kauften nun die qualitativ nicht immer besseren Westprodukte, so dass der Inlandsabsatz ostdeutscher Firmen sehr stark zurückging; westliche Firmen kamen auf den ostdeutschen Markt und verdrängten einheimische Firmen; der Umtauschkurs von 1:2 verteuerte schlagartig die für den Export bestimmten, nur selten weltmarktfähigen Produkte; infolge des Zerfalls der UdSSR brach der Export nach Osten zusätzlich ein; Ende 1991 gab es bereits etwa eine Million Arbeitslose in der DDR und Ost-Berlin.

Trotz der bis heute andauernden wirtschaftlichen Probleme war die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion jedoch der erste Schritt auf dem Weg zur Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West.

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