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Samstag,
der 13. Januar 1990

Bundesdeutsche Politiker befürworten erstmals öffentlich eine "deutsch-deutsche Wirtschafts- und Währungsunion" als schnellsten Weg zur deutschen Einheit noch vor der Klärung der staatlichen Vereinigung, da diese noch an viele offene außenpolitische Fragen geknüpft sei. Für den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Erich Riedl (CSU), müsse das Ziel ein zeitlich abgestuftes, klar definiertes Zusammenwachsen der beiden Wirtschaftsräume sein. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Matthias Wissmann, empfiehlt der DDR, die D-Mark als Parallelwährung offiziell zuzulassen. Dem müsse umgehend eine radikale Preisreform folgen, damit sehr bald als nächster Schritt die D-Mark offiziell als gemeinsame Währung eingeführt werden könne.

Tausende Eltern stürmen an diesem Sonnabendvormittag die Kaufhäuser, um sich noch vor der am Montag in Kraft tretenden Preiserhöhung mit günstigen Kindersachen einzudecken. In langen Schlangen warten Mütter und Väter stundenlang, um überhaupt erst in die Kinderschuh- oder Kinderpulloverabteilungen der Kaufhäuser hineinzukommen. Mit Beginn der neuen Woche erhöht die DDR die Preise für hochsubventionierte Kindersachen um das Zwei- bis Dreifache.

Ministerpräsident Hans Modrow bietet Vertretern der Opposition eine engere Kooperation an und offeriert dem Geschäftsführer der SDP, Ibrahim Böhme, eine Stelle als stellvertretender Umweltminister.

Die Sozialdemokratische Partei in der DDR, SDP, heißt künftig auch SPD. Das beschließt die erste Delegiertenkonferenz in Ost-Berlin mit großer Mehrheit. Damit bekennt sich die Partei zur Tradition der 1946 nach Gründung der SED aufgelösten SPD und zur Nähe zu ihrer bundesdeutschen Schwesterpartei.

Die Namensänderung macht auch den Weg frei, Anspruch auf das ehemalige SPD-Vermögen zu erheben, das 1946 an die SED übergegangen war.

In 15 Städten wird am Abend gegen die machtpolitischen Restaurationsversuche der SED- PDS demonstriert. Allein in Plauen versammeln sich dazu 40.000 Menschen.

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