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Sonntag,
der 21. Januar 1990

Die Krise der SED-PDS, in der sich inzwischen mehrere Plattformen gebildet haben, spitzt sich dramatisch zu. Der stellvertretende Parteivorsitzende und populäre Dresdner Oberbürgermeister, Wolfgang Berghofer, erklärt mit 39 weiteren Parteimitgliedern seinen Austritt. In einer am Abend verbreiteten Erklärung der 40 heißt es, sie unterstützten eine eher "sozialdemokratische Programmatik". Berghofer und die übrigen Ex-Parteimitglieder fordern wie andere Reformer die Auflösung der SED-PDS.

Die Oppositionsgruppierung Demokratischer Aufbruch, die sich vor wenigen Wochen als Partei gegründet hat, will die "antisozialistischen, christlichen, liberalen, sozialen und konservativen Kräfte" für die Wahl am 6. Mai bündeln. Vorsitzender Wolfgang Schnur fordert bei der Gründung des thüringischen Landesverbandes ein "starkes Wahlbündnis der politischen Mitte". Die Partei erneuert ihr Bekenntnis zur deutschen staatlichen Einheit und zur Einführung einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.

Die Bewegung Demokratie Jetzt (DJ) widersetzt sich als einzige Oppositionsgruppe dem allgemeinen Wiedervereinigungstrend. Zum Abschluß des 1. Landestreffens bekräftigen die Delegierten in einer Erklärung, daß sie eine "Wiedervereinigung in Form eines Anschlusses" ebenso ablehnen wie "alle Versuche, die sofortige Einheit zu realisieren oder zu erzwingen". Sie sprechen sich für eine schrittweise Annäherung über einen Drei-Stufen-Plan hin zu einem entmilitarisierten Deutschland aus.

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