www.das-erste.de www.chronik-der-wende.de www.chronik-der-wende.de english version

Glasnost

Das Wort "Glasnost“ wurde international vor allem durch die Politik des 1985 gewählten Chefs der KPdSU Michail Gorbatschow bekannt. Wörtlich übersetzt bedeutet es soviel wie »Öffentlichkeit«, »Offenheit« oder »Transparenz«. Es wurde zu einem Schlagwort für die Verbindung von Sozialismus und Pluralismus. Bei "Glasnost“ ging es um das öffentliche Gespräch über z. B. die bankrotte Zentralverwaltungswirtschaft, die demokratiefeindliche Rechtsordnung, die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts und den Verfall von Moral und Ethik in der Gesellschaft. Verkrustete Strukturen in Staat, Partei und Gesellschaft sollten aufgebrochen werden.
Glasnost war ursprünglich jedoch nicht auf die Abschaffung des Sozialismus gerichtet, sondern auf seine Reform. Sie sollte den Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus auch wieder attraktiver machen.
Bei den Herrschenden in der DDR stieß der Begriff – nicht wirklich erstaunlich – nicht auf große Begeisterung, er wurde sogar abgelehnt. Auch in breiten Kreisen der parteinahen Intelligenz gab es nur zaghaftes Lob für "Glasnost“. Auch die Vertreter der Kirche ließen Vorsicht walten.
In der Öffentlichkeit der DDR änderte vor allem das Verbot der Zeitschrift "Sputnik“ (1988) den zurückhaltenden Umgang mit "Glasnost“. Seither wurde "Glasnost“ praktisch zu dem Begriff der sich rasch verbreitenden Reformbewegung in der DDR. Es war vor allem der heftige Widerstand der SED gegen den Begriff aus der sonst immer als Vorbild gepriesenen Sowjetunion, der ihn in der DDR so attraktiv machte. Was schließlich ließ sich gegen "Glasnost“ einwenden? Es war ja kein Begriff der "Klassenfeindes“.

zurück
weiter