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Markus Wolf

geb. 19. Januar 1923 Hechingen (Württemberg)
gest. 9. November 2006

Stellvertretender Minister für Staatssicherheit, Spionagechef der DDR, Schriftsteller. Sohn des jüdischen Reformarztes, Dramatikers und Kommunisten Friedrich Wolf, Bruder des DEFA-Filmregisseurs Konrad Wolf; 1933-1934 Emigration mit der Familie in die Schweiz und Frankreich, ab 1934 in die Sowjetunion; Schulausbildung und Studium Flugzeugbau in Moskau; 1942 KPD; Sprecher und Kommentator beim "Deutschen Volkssender" in Moskau und beim " Berliner Rundfunk"; 1945/46 Berichterstatter beim Hauptkriegsverbrecherprozess Nürnberg; 1951 stellvertretender Abteilungsleiter im Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (Außenpolitischer Nachrichtendienst); 1953 Leiter der HA XV (ab 1956 HVA, Hauptverwaltung Aufklärung), stellvertretender Minister und Staatssekretär; 1980 Generaloberst; 1986 Ausscheiden aus dem aktiven Dienst; schriftstellerische Tätigkeit, in seinem Buch "Die Troika" setzt er sich 1989 mit dem Stalinismus auseinander; Redner auf der Demonstration am 4.11.1989; Oktober 1990 Flucht in die Sowjetunion; 1991 nach der Ablehnung eines Asylantrages in Österreich beim Grenzübertritt nach Deutschland am 24.9.1991 festgenommen; kurze U-Haft bis 4.10.1991; 1993 Verurteilung wegen Landesverrats und Bestechung zu sechs Jahren Haft; Aufhebung des Urteils 1995 (Bundesverfassungsgericht beschließt, dass DDR-Bürger für Spionagetätigkeit nur eingeschränkt strafrechtlich verfolgt werden dürfen); 1997 Verurteilung wegen Freiheitsberaubung zu 2 Jahren Haft auf Bewährung. Wolf hat in keinem Verfahren über ehemalige Mitarbeiter ausgesagt, erhielt in einem Fall deswegen 1998 Beugehaft. Zwar hat Wolf inzwischen viele autobiographische Bücher geschrieben (1989 Die Troika, 1991 In eigenem Auftrag, 1995 Geheimnisse der russischen Küche, 1998 Die Kunst der Verstellung, 2002 Freunde sterben nicht), in keinem jedoch erfährt man mehr als bereits sowieso öffentlich bekannt war. Die Behauptung in dem Buch "Spionagechef im geheimen Krieg" (1997), der führende SPD-Politiker Herbert Wehner sei ein Einflußagent der DDR gewesen, hat Wolf kurz danach wieder zurückgenommen.
Wolf starb 2006 am Jahrestag der Maueröffnung in Berlin.

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