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Dritter Weg

Der Begriff "Dritter Weg“ spielte vor allem in den Auseinandersetzungen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei eine wichtige Rolle. Auch für die Opposition in der DDR ist er ein wichtiger Bezugspunkt.
In der Programmatik der SPD taucht der Begriff des Dritten Weges seit dem Würzburger Parteitag (Oktober 1917) auf.
Vor allem die "Reformisten“ - von ihren Gegnern als "Revisionisten“ bezeichnet -in der SPD meinten, sie könnten einen friedlichen und demokratischen Übergang zum Sozialismus herbeiführen. Auch innerhalb des so genannten "Austromarxismus“ und in den sozialistischen Parteien anderer Staaten spielte diese Frage eine zentrale Rolle. Auch der "Eurokommunismus“, der in den 70er und 80er Jahren in Italien und Spanien eine größere Rolle spielt, wurde von seinen Vertretern als Variante des "Dritten Weges“ angesehen.
Der Begriff spielt für die sozialdemokratischen Kritiker der Oktoberrevolution und der später nach dem Modell der Sowjetunion installierten Diktaturen sowjetischen Typs eine große Rolle. In diesem Kontext meinte er eine Synthese der sozialistischen Wirtschaftsordnung auf der Basis des Gemeineigentums an Produktionsmitteln mit politischer Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Z. B. im "Prager Frühling“ vertraten viele Reformer eben solche auch "reformkommunistisch“ genannte Vorstellungen eines "Dritten Weges“.
Vorstellungen von einem "Dritten Weg“ spielten auch für Dissidenten der DDR eine erhebliche Rolle. Nicht nur in den 50er Jahren, auch in den 70er und 80er Jahren wurden Varianten des Modells von unterschiedlichen Gruppen und Einzelpersonen favorisiert. Die SED bezeichnete mit dem "Dritten Weg“ alle irgendwie von ihr abweichenden linken Konzeptionen. "Antikommunismus“ und "Revisionismus“ wurden meist als zusätzliche Kritikpunkte verwendet. Die SED sah den "Dritten Weg“ als ein Infiltrationsprogramm des Imperialismus zur Zersetzung des Sozialismus.

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