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Wojciech Witold Jaruzelski

geb. 6. Juli 1923 Kurów
Wojciech Witold Jaruzelski

Aufgewachsen in einer Familie des katholischen Kleinadels in der Nähe von Wysokie im (heutigen) Nordosten Polens; Schulzeit im Warschauer Marineninternat Bielany; nach dem deutschen Einmarsch in Polen floh die Familie nach Litauen und wurde von einrückenden sowjetischen Behörden ins Altaigebirge deportiert; Jaruzelski und sein Vater leisteten Zwangsarbeit, die der Vater nicht überlebte; Jaruzelski schloss sich den polnischen Truppen auf dem Boden der Sowjetunion an; nach Kriegsende ausgebildet an der Polnischen Infanteriehochschule und der Generalstabsakademie; trat der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) bei; 1956 General, 1964 Mitglied des ZK der PVAP, 1968 Verteidigungsminister; 1968 führend beteiligt an der "Säuberung" der polnischen Armee im Rahmen der antisemitischen Hetzkampagne Moczars und am Einmarsch des Warschauer Pakts zur Liquidierung des "Prager Frühlings"; nach der vorläufigen Anerkennung der Gewerkschaft Solidarnosc wurde er 1981 erster Sekretär der PVAP; unter seiner Führung wurde am 13.12.1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt; die Gewerkschaft Solidarnosc wirkte jedoch im Untergrund weiter und musste im April 1989 wieder anerkannt werden; Solidarnosc gewann am 4.6.1989 die volle Zahl der ihr in den halbfreien Wahlen zugestandenen Plätze; Wojciech Jaruzelski war Staatspräsident von Polen von 1989 bis 1990, als er von Lech Walesa abgelöst wurde. Die Debatte über seine Rolle ist weiterhin lebhaft. Als Pensionär in Warschau nimmt Jaruzelski daran regen Anteil. Umstritten ist, ob die Verhängung des Kriegsrechts 1981 durch Druck seitens der Sowjetunion bedingt war. Heftig diskutiert wird auch, ob die friedlich Machtübergabe ab 1989 durch Jaruzelski mit betrieben wurde oder ob er sie ausschließlich aufgrund inneren (Solidarnosc) und äusseren (Perestroika in der UdSSR) Drucks dulden musste.

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